Samstag, 3. Juni 2017

Heldin mit Badass-Faktor: Warum die Alien-Reihe die Gesellschaft bereichert

Ausnahmsweise nicht im Unterhemd: Ellen Ripley.
Wenn jemand den Aliens was auf die Fresse haut, dann ist das Ellen Ripley, zweifellos. Doch mit der Rolle ihres Lebens brachte US-Schauspielerin Sigourney Weaver (68) nicht nur die wegweisende Alien-Reihe im rar besetzten Feld des Sci-Fi-Horrors weit nach vorne; sie ebnete auch einen Weg – den Weg der starken Frau auf der Leinwand.
Wenn wir ehrlich sind, ist es doch so: In vielen Geschichten existiert bis heute die Plot-Schablone, bei der ein bildhübsches Mädchen gegen widrige Umstände gerettet werden muss. Von einem – natürlich! – richtigen Kerl, der die Ärmel aufkrempelt, den Rotz hochzieht und Taten sprechen lässt. Heute zeichnen Kino und Literatur auch andere Frauenbilder.
1979 nicht.
Ripley ist keine Frau, die sich retten lässt. Im Gegenteil: Sie versucht, den Rest ihrer Crew vor dem Untergang zu bewahren – zwar ohne Rotz hochziehen und Ärmel hochkrempeln (im Unterhemd ohnehin unnötig), dafür aber mit Grips, Schlagkraft und verschwitzten Haaren. Weaver verkörperte damals auf der Leinwand einen neuen Typus Frau, für den die Fachpresse bald ein Wort fand. Sie nannten sie badass – knallhart.
Nicht, dass Ripley perfekt wäre. Im Gegenteil. Sie ist stets die einzige Überlebende, ihre kleine Tochter wartet bis ans Ende ihres Lebens auf die Rückkehr der Mutter – vergeblich –, und das Alien, stellvertretend für das Böse schlechthin, verfolgt sie selbst in ihren Träumen. Sie ist zerfressen von Selbstzweifeln, gezeichnet von ständiger Konfrontation und müde vom Kämpfen.
Aber sie kämpft.
Unterm Strich ist sie vor allem eines: die erste echte Heldin des amerikanischen Action-Kinos.
Weaver, die mit der Schauspielerei und ihrem Klimaschutzengagement auch im echten Leben erfolgreich ist, war somit Pionierin. Viele folgten ihrem Beispiel. 
Und doch sind es zu wenige.
Weit öfter sollten starke Frauen im Zentrum mitreißender Geschichten stehen, weil sie der Gesellschaft ein Vorbild sind und dabei völlig selbstverständlich verkrustete Rollenklischees aufsprengen, weit effektiver als gendergerechte Sprache es je könnte. All die Weavers und Streeps und Keatons stehen stellvertretend für die bewundernswerten Frauen in unserem Umfeld – Mütter, Freundinnen, Töchter, Ehefrauen –, denen kaum je die Anerkennung zuteilwird, die sie verdienen, weil die wenigsten erkennen, wie sie eigentlich sind: wunderbar.
Starke Frauen sind mir bei meiner Arbeit als Autor wichtig. Sie sind daher unabdingbarer Bestandteil meiner Geschichten.